Das Zeitalter der Däumlinge
Gedankensplitter
Mit beiden Daumen sieht man Kinder und Jugendliche sicher ihr Smartphone bedienen. Zu jeder Zeit, an jedem Ort. Die junge Generation lernt, arbeitet und kommuniziert anders, darauf sollte auch das Umfeld und vor allem die Schule reagieren. Dieser Wandel hat ein Ausmaß erreicht, dass man als Angehöriger dieser jungen Generation oft das Gefühl hat, diese Menschen gehören einer anderen Spezies an – jener der Däumlinge. Und ganz intensiv ist die Diskussion über Sinn und Unsinn des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht geworden.
In diesen Diskussionen wird allerdings häufig übersehen, dass die digitalen Medien in der Lebenswelt unserer Kinder längst angekommen sind und Teil ihres Alltages sind.
Wenn wir den Kontext Schule betrachten darf es also nicht so sein, dass all das, was die Kinder mit ihrem Smartphone machen entweder als gesundheitliche Gefährdung oder als ein disziplinarisches Problem gesehen wird. Wir müssen diese neuen Kommunikationsstrategien in die Schule integrieren, sinnvoll nutzen und nicht verbieten.
Herausforderungen der Schule von morgen
Wichtig, ist, dass es beim Einsatz digitaler Medien in der Schule nicht um den wahllosen Einsatz diverser Tools geht, sondern um ein langsames Herantasten an dieses Umfeld, wo sich die Kindern befinden. Ich sehe hier eine Unverantwortlichkeit von Schulen, würden wir einen sicheren Umgang mit neuen Medien ausklammern. Es geht ja auch darum, Kinder und Jugendliche auf die Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt vorzubereiten und ihnen die Chancen aufzuzeigen, wie sie dadurch die Zukunft mitgestalten können. Viele Eltern sind in dieser Angelegenheit vielleicht sogar überfordert und dankbar dafür, dass diese Themen in der Schule dementsprechend aufgearbeitet werden. Dass die „digitale Grundbildung“ nun in der Sekundarstufe 1 – sprich NMS und Gymnasium fix im Lehrplan verankert wurde, sehe ich als sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung.
Für die Schule ist es allerdings nicht nur eine Ressourcenfrage, sprich habe ich eine adäquate Ausstattung, diese Inhalte anzubieten, sondern auch eine Frage der Ausbildung der Lehrkräfte. Pädagogische Hochschulen bieten ein umfassendes Angebot an Fortbildung für Lehrkräfte. In der Lehrerausbildung ist der Nachweis von 6 ECTS digitaler Weiterbildung mittlerweile für eine Anstellung Voraussetzung.
Kommunikation digital
Kritisch diskutiert werden vor allem beliebte Kommunikationsmedien wie WhatsApp, SnapChat und ähnliche Social-Media-Kommunikationsmedien. Hierbei gibt es ein klares Problem mit dem Datenschutz, es handelt sich definitiv nicht um schulische Kommunikationsmedien sondern um private.
Trotzdem wird das gute alte Mitteilungsheft über kurz oder lang ausgedient haben, viele Kindergärten und Schulen sind mittlerweile auf alternative Möglichkeiten wie ScoolFox oder die Hallo!App umgestiegen. Das sind eigene Programmierungen für den schulischen Gebrauch, die datenschutzrechtlich konform gehen.
Eine gewisse Verunsicherung sowohl der Schulen als auch der Familien gegenüber neuer Medien ist so verständlich wie erstaunlich. Verständlich zum einen, weil die Geschwindigkeit mit der diese Innovationen vorangetrieben werden überfordert, erstaunlich zum anderen weil die Erwachsenen selber ja ein ganz ähnliches Verhalten an den Tag legen. Kommunikation über WhatsApp, der Austausch in sozialen Medien und die Informationsquelle Internet gehört für die meisten zum ganz normalen Alltag. Wenn es dann aber unsere Kinder betrifft, ist man betroffen und verunsichert. Es ist ein Spiegel, der einem da immer wieder vorgehalten wird und man möchte die Realität nicht wahrhaben.
Social Skills im Familienverband stärken
Ein bewusster Umgang mit Smartphone und Co ist im Familienverband sehr, sehr wichtig. Regeln für die Nutzung von digitalen Geräten aufzustellen und dabei auf das eigene Verhalten nicht zu vergessen ist eine Gratwanderung.
Im Gegenzug dazu ist es bedeutend, im Familienverband auf soziale Werte wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Respekt, Harmonie, Gerechtigkeit zu setzen. Das führt bei den Kindern und Jugendlichen zu einem gefestigten Inneren. Das kann nur durch einen stabilen Familienverband funktionieren., wo diese Wert auch gelebt werden. Angenommen werden, jemandem zuhören, die eigene Meinungen äußern dürfen, auf Bedürfnisse anderer eingehen können, das sind wichtige Vorrausetzungen, damit Jugendliche selbstsichere Persönlichkeiten werden. Dann werden sie auch der „neuen“, digitalen Welt sicherer begegnen, Risiken besser abschätzen können und das Positive für sie persönlich selektieren können. Denn in einer vernetzen Welt, wo Roboter und Computer den Menschen in vielen Tätigkeiten ersetzen können, sind die sg. Social skills wichtiger denn je. Sowohl im schulischen Umfeld als auch im Freundes- und Familienverband.